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Meine Erfahrung als Auszubildende

 

Hallo, mein Name ist Franziska. Ich habe 5 Jahre im Tierheim gearbeitet und möchte nun auch meine Erfahrungen und Ansichten zum Tierheim teilen.

 

Meine Verbindung zum Tierheim begann 2008, nachdem ich mein Abitur abgeschlossen hatte und mich für ein freiwilliges ökologisches Jahr im Tierheim Vielau bewarb. Als ich in das Büro trat und mich mit der damaligen Tierheimleiterin unterhielt, erschien sie mir eher skeptisch. Ich lies mich davon allerdings nicht abschrecken und nach einigen Probetagen freute ich mich über eine Zusage.

 

Ich muss zugeben, die erste Zeit war etwas schwierig und verwirrend. Die Tierheimleiterin war sehr kritisch gegenüber der Arbeit ihrer Mitarbeiter und scheute nicht, sie direkt auf ihre Fehler (wenn nötig auch mehrfach) hinzuweisen. Ich bemühte mich alles richtig zu machen, was am Anfang natürlich unmöglich ist.

Nach einer Weile stellte ich allerdings fest, dass hinter dieser Strenge viel mehr steckte. Mir wurde nicht nur erklärt, was ich falsch mache, sondern auch warum und wie ich es besser machen kann. Dadurch konnte ich meine Arbeit stetig verbessern, immer mehr dazulernen und Verantwortung übernehmen.

Am Ende meines ökologischen Jahres arbeitete ich überwiegend in den Katzenquarantänen, war für Medikamentengaben zuständig und durfte auch Vermittlungsgespräche führen. Dass ich in so kurzer Zeit so viel lernen durfte, verdanke ich hauptsächlich der damaligen Tierheimleiterin und Tierpflegerin Christin, die mir sehr viel erklärten und mir immer mehr Vertrauen bei der Arbeit schenkten. Ich nahm sie als Vorbild für engagierte Arbeit im Tierheim und für die Hingabe, alle Tiere möglichst artgerecht und individuell zu versorgen.

 

Nach einem Jahr verließ ich schweren Herzens das Tierheim, zog weg und suchte nach einer Ausbildung als Tierpflegerin oder tiermedizinische Fachangestellte. Währenddessen machte ich ein Praktikum in einem anderen, kleineren Tierheim. Ich verlor allerdings nie den Kontakt und sobald ich mal wieder in der Stadt war, besuchte ich das Tierheim und half ehrenamtlich mit (manchmal wurde ich gefragt, ob denn kein Zuhause hätte, aber es war ja für mich wie ein ZuhauseJ). Nach einigen Monaten erhielt ich die Zusage für einen Ausbildungsplatz in einer Tierarztpraxis. Gleichzeitig erfuhr ich auch, dass sich die Tierheimleiterin beim damaligen Vorstand dafür einsetzt, dass ich als Auszubildende im Tierheim eingestellt werde. Als ich auch hierfür die Zusage erhielt, packte ich natürlich meine Sachen und zog zurück nach Zwickau.

 

In den folgenden drei Jahren erlebte ich einige Höhen und Tiefen im Tierheim. Die meisten Erinnerungen aus dieser Zeit sind sehr positiv. Die Arbeit machte Spaß, auch wenn wir teilweise mit sehr hohem Besatz, Schnupfen und Pilz zu kämpfen hatten, haben wir doch immer unser Bestes gegeben und alles in den Griff bekommen.

Ich arbeitete hauptsächlich in den Katzenquarantänen wo ich die „Neuankömmlinge“ versorgte und kranke Tiere aufpäppelte. Es war die schönste Arbeit für mich, da ich immer wieder miterleben konnte, wie sich die Tiere erholten, wie aus einer „bösen Wildkatze“ eine Schmusekatze wurde und wie die Tiere dann letztendlich in ein schönes, neues Zuhause umziehen durften.

 

Auch als Team haben wir meiner Meinung nach sehr lange sehr gut zusammengearbeitet. In den Pausen oder nach der Arbeit während der „Feierabendzigarette“ wurde viel diskutiert und beratschlagt. Wir hatten lustige Weihnachts- und Geburtstagsfeiern und auch wenn manchmal viel gemeckert wurde, konnten wir uns ganz gut aufeinander verlassen. Besonders mit Christin habe ich gern zusammengearbeitet. Von ihrer Erfahrung konnte ich profitieren und sehr viel lernen. Wir haben oft gemeinsam gegrübelt, wenn bei der monatlichen „Bestandsaufnahme“ etwas nicht stimmte, haben Futter- und Putzpläne erstellt, uns über Behandlungen beratschlagt und auch das eine oder andere Mal ganz schön laut diskutiert. Sie war nicht nur eine Kollegin sondern war (und ist) auch eine gute Freundin.

 

Nach und nach verschlechterte sich die Situation im Tierheim. Es gab einen neuen Vorstand, die Tierheimleiterin ging und Christin musste ihre Rolle übernehmen. Zudem gab es immer wieder neue „gelbe Zettel“ der Vereinsvorsitzenden/Korrdinatorin mit Vorschriften, die einzuhalten waren, ob das nun mit der Meinung der Tierheimarbeiter übereinstimmte oder nicht. Manchmal hatte ich das Gefühl, das für jeden noch so kleinen Fehler (Fehler können ja mal passieren) sofort eine neue Anweisung kam, ohne dass man vorher über das Problem gesprochen hat. Eine Situation, in der ich mich ziemlich angegriffen fühlte, möchte ich kurz schildern:

 

3 Mitarbeiter (auch ich) haben an verschiedenen Tagen (z. B. abends während der Bereitschaft) Verwahrtiere aufgenommen. Hierzu musste ein Verwahrformular ausgefüllt werden, von denen es verschiedene Formen gab. Aus unterschiedlichen Gründen wurde das falsche Formular ausgefüllt. Als das die Koordinatorin bemerkte, hängte sie – für alle (Mitarbeiter, Besucher,…) sichtbar im Büro und mit leuchtend markierten Namen der „Schuldigen“ – die falsch ausgefüllten Bögen auf. Wäre es nicht ausreichend gewesen, persönlich auf den Fehler hinzuweisen? Es ist schon eine Weile her und inzwischen ist es mir egal, aber damals empfand ich es als eine ziemliche Bloßstellung…

 

Mit der Zeit wurde die Belastung vor allem für Christin immer größer und ich versuchte, sie so gut es geht, zu unterstützen. Daher war ich froh, als ich hörte, dass neue Tierpfleger eingestellt werden sollten, sodass die Leitung auf drei Personen aufgeteilt wurde. Meiner Meinung nach war allerdings nur eine davon eine gute Entscheidung. Bei der zweiten Tierpflegerin hatte ich (als Auszubildende) das Gefühl, dass sie weder sehr viel Ahnung von ihrer Arbeit hatte noch dass sie sich sehr für ihre Arbeit engagierte. Das war mein Eindruck. Wie ich auch später öfter hörte, lag ich nicht so falsch, aber das kann man in anderen Berichten lesen.

 

2013 legte ich erfolgreich die Prüfung zur Tierpflegerin ab. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt aber schon länger, dass ich aus privaten Gründen wieder wegziehen und das Tierheim somit verlassen würde. Und so kam es dann auch. Trotzdem hielt ich natürlich engen Kontakt zu Christin und Jessica und kam natürlich bei jedem Heimatbesuch im Tierheim vorbei um zu helfen, da es mir immer noch sehr am Herzen lag und ich die Tiere sehr vermisste. Bis zu dem Zeitpunkt. als beide mehr oder weniger freiwillig gehen mussten...

 

Ich möchte hier keine Führungsstile kritisieren. Dafür arbeite ich schon zu lange nicht mehr in Vielau. Ich habe immer versucht, mich neutral zu verhalten und meine Arbeit in den Vordergrund zu stellen.

Aber es tut mir sehr leid zu sehen, wie Menschen, die sich mit ganzem Herzen für das Wohl der Tiere einsetzen, immer wieder vor den Kopf gestoßen werden. Sicher hat man als Tierheimmitarbeiter aufgrund von Ausbildung und Erfahrungen einen anderen Blickwinkel als Ehrenamtliche und kann nicht alle Wünsche und Ideen umsetzen, aber man sollte versuchen, diese Ansichten sachlich und verständlich zu erklären.

 

Ich hoffe sehr, dass sich der Ruf des Tierheims wieder bessert. Auch ich habe damals viel Kraft und Energie hineingesteckt und bin traurig über all die negativen Berichte die ich immer wieder, auch von Außenstehenden, lese und höre.

Franziska

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