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Die Geschichte von Anneliese

 

Von einer Katze die es eigentlich nicht mehr geben sollte, von der Suche nach einem Zuhause die andre übernehmen oder wer nicht mehr mit Bällchen spielt, sollte aufpassen ......

 

(Aufgeschrieben wurde diese Geschichte von Jessica Mehr, die bis 2014 als Tierpflegerin im Tierheim - hauptsächlich in der Katzenpflege - arbeitete und sich auf Grund der dortigen Zustände schweren Herzens für einen Aufhebungsvertrag entschied.)

 

Anneliese war eine ca. 15 Jahre alte Katze, die ich während meiner Arbeit als Tierpflegerin im Tierheim Vielau betreute und die ich besonders ins Herz geschlossen hatte. Sie war blind und taub, kam aber nach meiner Einschätzung damit gut klar. Bis zu meinem Aufhebungsvertrag putzte und betreute ich sie jeden Tag.

 

Donnerstag, 16.10.2014: Ich erfuhr, dass Anneliese am Folgetag (17.10.) eingeschläfert werden sollte. Dies verstand ich überhaupt nicht, wusste ich doch, dass sie noch fit war. Welchen Grund sollte es dafür geben?

Umgehend rief ich beim zuständigen Tierarzt an. Ich bat ihn, sich Anneliese doch noch einmal anzuschauen und schlug ihm vor, für sie neue Besitzer zu finden. Bevor sie zum Tode verurteilt würde, wollte ich sie in der Zwischenzeit übernehmen.

Der Tierarzt gab uns die Chance, über das Wochenende neue Besitzer für Anneliese zu finden. So setzten wir alle Hebel in Bewegung und fanden tatsächlich eine Interessentin.

 

Montag, 20.10.2014: Gleich am Montag ging diese Frau ins Tierheim, um Anneliese zu übernehmen. Daraufhin wurde ihr von der Vorsitzenden und von 2 Tierpflegerinnen mitgeteilt, dass Anneliese bereits tot sei.

Die Frau war am Boden zerstört und auch wir waren voll geschockt. Wir hatten doch bis Montag Zeit bekommen, ein Zuhause für Anneliese zu finden.

 

In diesem Schockzustand fuhren wir zum Tierarzt, weil Anneliese bereits am 17.10. aus dem Tierheim zu ihm gebracht worden war.

In der Praxis sprachen wir mit den verantwortlichen Ärzten. Sie sagten uns, dass Anneliese noch am Leben und in einem guten Zustand sei – nicht wie in einem Brief  aus dem Tierheim beschrieben. Dieser Brief liegt uns vor!

Da die Tierärzte die Katze jedoch ohne Vertrag nicht weitergeben durften, kommunizierten sie nochmals mit dem Tierheim. Im Vorfeld hatte das Tierheim das Veterinäramt eingeschaltet und dieses hatte, laut Aussage der Vorsitzenden/Koordinatorin auch dem Einschläfern zugestimmt – ohne die Katze zu sehen.

 

Nach dem Rückruf der Tierärzte willigte die Vorsitzende nun ein, dass die Frau Anneliese bekommen durfte. Allerdings war der psychische Druck für die Frau zu groß geworden: Nach dem Schock, dass Anneliese schon tot wäre, wurde ihr nun mitgeteilt, dass von Seiten des Tierheims es viele Vor- und Nachkontrollen geben würde, sie viele private Auskünfte erteilen müsse und und und. All dies belastete die Frau so sehr, dass sie „wieder absprang“.

 

Donnerstag, 23.10.2014: Nach dem Rücktritt der Interessentin rief ich nun umgehend bei der Vorsitzenden an und teilte ihr mit, dass ich Anneliese für immer übernehmen würde.

 

Freitag, 24.10.2014: Mit Christin als Zeugin, die ebenfalls als Tierpflegerin im Tierheim Vielau gearbeitet hatte, fuhr ich ins Tierheim, um den Vertrag abzuschließen.

Allerdings kam es anders als gedacht:

Christin durfte bei dem Gespräch mit der Vorsitzenden nicht dabei sein.

Das „Gespräch“ bestand darin, dass die Vorsitzende meine persönliche Lebenssituation nach dem Aufhebungsvertrag – sagen wir mal – vorschrieb. Kurz: Ich wäre arbeitslos, aber wenn ich einen Job hätte, hätte ich keine Zeit usw. Nichts davon stimmte. Es waren nur die Vermutungen der Vorsitzenden, aber ich war so geschockt, dass diese Frau mehr über mein Leben wusste als ich, dass mir die Worte fehlten.

Aber dies war noch nicht alles: Ich musste mir auch anhören, dass diese Katze kein Leben verdient hat, weil sie ja nicht mehr Ball spielen oder Vögel beobachten konnte.

Meine Frage: soll jetzt jedes blinde Tier eingeschläfert werden, auch wenn es mit seiner Behinderung gut klar kommt und es ihm gut geht?

 

Also bekam ich Anneliese nicht, weil die Vorsitzende immer noch der Meinung war, diese Katze verdiene den Tod. (Sie hatte Anneliese sogar bereits als tot auf der Internetseite des Tierheims unter der Rubrik „Regenbogenbrücke“ veröffentlicht!)

 

Gott sei Dank war der Tierarzt anderer Meinung und übernahm die Vermittlung der Katze.

Er suchte ihr ein neues Zuhause, in dem sie heute glücklich lebt und wo es ihr gut geht.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

P.S. Leider sind die Aufnahmen von Anneliese bzw. deren Veröffentlichung auf der Regenbogenbrücke etwas verschwommen... Die Fotos zeigen Anneliese in ihrem neuen Zuhause.

JM

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